CSW69 – Beijing +30 / 2025
Die «Erklärung von Beijing» und Aktionsplattform wurde 1995 an der vierten Welt-Frauenkonferenz als Resolution verabschiedet und ist der bislang umfassendste globale Aktionsplan zur Stärkung der Gleichstellung der Geschlechter und der Rechte von Frauen und Mädchen.
Schon im Vorfeld der Session wurden von den Mitgliedsstaaten Berichte zur Lage in den jeweiligen Ländern eingefordert. Ebenso konnten die teilnehmenden NGOs ihre Stellungnahmen einreichen. Vom GWI wurde gemeinsam mit der Canadian Federation of University Women und den Women Graduates–USA eine Stellungnahme abgegeben sowie Eingaben von fünf weiteren NGO’s unterstützt. Ausserdem vom GWI unterstützt wurden die Stellungnahmen von «International Alliance of Women», «International Federation of Business and Professional Women», «Make Mothers Matter», NGO Committee on the Status of Women – CSW Vienna» und «Widow’s Rights International».
In den 30 offiziellen Veranstaltungen und 69 Side Events wurden die Errungenschaften und Versäumnisse der vergangenen 30 Jahre diskutiert. Je nach sozio-ökonomischen und kulturellen Voraussetzungen in der Herkunftsregion fokussierten die vorwiegend weiblichen Teilnehmenden zwar teilweise unterschiedliche Themen mit unterschiedlicher Priorität, jedoch – es sei vorweg genommen - ergab sich die nicht ganz unerwartete, übereinstimmende Einsicht, dass umfassende Gendergerechtigkeit noch nirgends auf der Welt erreicht sei.
Vom GWI wurden die folgenden Hauptanliegen in den Diskurs der CSW69 eingebracht:
Im Rahmen der Umsetzung der 2030 Agenda der UNO für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals «SDG») setzt sich der GWI ein für
- den gleichberechtigten Zugang von Mädchen zu Primar- und Sekundarschulausbildung
- die Erhöhung des Zugangs für Mädchen und Frauen zu tertiärer Ausbildung um 50% in allen UNO-Mitgliedstaaten mit niedrigem Einkommen
die Verpflichtung aller UNO-Mitgliedstaaten Weiterbildung und lebenslanges Lernen für Frauen zu ermöglichen - die Umsetzung der SDG 2030
- den Einbezug der Genderperspektive und der (Aus-)Bildungsziele für Mädchen in den 17 SDGs
Zusammengefasst bedeutet dies, dass Mädchen und Frauen durch den gleichberechtigten Zugang zu Bildung und Ausbildung auf allen Stufen und in allen Bereichen - besonders zu erwähnen sind die MINT-Disziplinen und KI - die uneingeschränkte Teilhabe am gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Leben ermöglicht werden soll. Dieses Engagement fokussiert die SDGs
- Keine Armut
- Kein Hunger
- Gesundheit und Wohlergehen
- Hochwertige Bildung
- Geschlechtergleichheit
Die GWI-Delegation beim Breakfast-Meeting
Hochmotiviert nach den zwei Vernetzungs- beziehungsweise Vorbereitungs-Breakfasts für die GWI-Delegierten – 07.00 Uhr! - begaben wir uns in die Debatte beziehungsweise folgten ihr in den «General Discussions» der Plenar-Sitzungen und einer Anzahl ausgesuchter Side Events.
Die Intervention bei den «High-level interactive dialogues» war, trotz Anmeldung für 6 Themen durch das Generalsekretariat des GWI (und Vorbereitung unserer Delegierten!), nur in einem Fall möglich. Zum Thema Accelerating implementation of the Beijing Platform for Action: The role of the CSW konnte Jaya Dantas, Australian Graduate Women, in einer dreiminütigen Stellungnahme die Sicht des GWI darstellen.
Exemplarisch für die Teilnahme der SVA-Dlegierten werden die folgenden 3 Side Events kurz aufgeführt – mehr zu deren Inhalt in den über die Links abrufbaren Texten. Inhaltlich konzentrierten wir uns unter anderem auf die Thematik Leadership im privaten wie auch im öffentlichen Sektor.
Unter den zahlreichen Veranstaltungen zu Leadership ragt der Side Event von WYDE heraus: Transoforming Social Norms: Advancing Women's Leadership. Women and Youth Democratic Engagement ist eine EU-Initiative, welche die politische Partizipation von Frauen unterstützt. Insbesondere die Funktion von Parlamentarierinnen und die Besetzung von Regierungsämtern durch Frauen sei entscheidend für die Gleichstellung von Frau und Mann, wurde in der Diskussion betont, drohe jedoch zu stagnieren. Eine Feststellung, die uns die letzten Schweizer Nationalratswahlen, 2023, in Erinnerung ruft, bei denen der seit der Einführung des Frauenstimmrechts stets angestiegene Frauenanteil von 42% auf 38.5% sank.
Ebenfalls zur Thematik «backlash/backdrop» in der Entwicklung der Gleichstellung beeindruckte die Veranstaltung des Nordic Council of Ministers: Denmark, Finland, Iceland, Norway, Sweden: Turning Push-Back into Progress, in welcher die Sozial- beziehungsweise Gleichstellungs-MinisterInnen der genannten Länder darlegten, wie sie einen Rückschlag in der Gleichstellung der Geschlechter feststellen mussten und daraufhin eine gemeinsame Strategie entwickelten, welche in einer gemeinsamen Erklärung resultierte, diesem Negativtrend entgegenzuwirken.
Schliesslich wurde in einem Side Event mit der OSZE als Hauptorganisatorin ein wichtiger Aspekt hervorgehoben, der gerne vergessen geht: Men Politicians as Transformative Actors for Gender Equality in Politics. Männliche Politiker als Veränderungsagenten für Gleichstellung in der Politik sind ein wichtiger Faktor in der Umsetzung von Gleichstellungszielen. Es geht darum, im Sinne der Sache starke Allianzen zu bilden, denn Gleichstellung für Frauen bedeutet auch Gleichstellung für Männer.
Ein absolutes Highlight waren die Treffen, die das Eidgenössische Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann EBG für die Delegationen aus der Schweiz organisierte. Schon im Februar wurden die teilnehmenden NGOs an deiner Sitzung in Bern über den Bericht der Schweiz zur Umsetzung der «Erklärung von Beijing 1995» informiert und auf das Treffen mit Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider in der Ständigen Mission der Schweiz an der UNO vorbereitet. Baume-Schneider war zur Eröffnung der GSW69-Session angereist, anwesend war auch Botschafterin Pascale Baeriswyl. Die Delegierten trafen auf eine engagierte Bundesrätin und nutzten die Gelegenheit, Eindrücke und Anliegen vorzubringen.
Unsere Sprecherin äusserte unter anderem die Besorgnis, dass junge Frauen im akademischen Bereich zu wenig gefördert würden, denn die an sich erfreuliche Entwicklung der zunehmenden Berufungen von Frauen für Professuren täusche darüber hinweg, dass eine beachtliche Anzahl der Professorinnen ihre venia legendi nicht an einer Schweizer Universität erhalten hätte, da könne sich die Schweiz sicher noch perfektionieren – dieser Kommentar fand breite Zustimmung bei den anderen Delegierten und wurde offensichtlich auch von der Bundesrätin gut aufgenommen.
Die sichtlich freundliche Reaktion der Bundesrätin auf den Kommentar der SVA-Delegierten
Schliesslich durften wir Mme Baume-Schneider noch eines unserer Jubiläumsfoulards überreichen.Es folgten ein weiterer interessanter Austausch in New York und ein Debrief-Treffen in Bern. Aufbauend auf diesen Treffen gründeten die Delegierten der teilnehmenden NGOs ein eigenes Netzwerk und trafen sich noch in New York zu einem «Business Lunch». Es ist die übereinstimmende Absicht der beteiligten Schweizer NGO-Delegierten, in der nächsten Session, der CSW70, mit der Unterstützung des EBG gemeinsam einen Side Event zu organisieren. Das Anliegen wurde am Debrief-Treffen vom EBG wohlwollend aufgenommen.Am Ende der CSW69 Beijing + 30 steht auf offizieller Ebene, nicht wie bei vorangehenden Sessionen eine «agreed conclusion», sondern eine «Political Declaration», eine politische Erklärung. Sie bestätigt die 18 Ziele der ursprünglichen «Beijing Deklaration 1995», die als Ganzes noch nicht erreicht sind, und ist ein diplomatisches Plädoyer für ein umfassendes Gendermainstreaming, das heisst, den Einbezug der Genderperspektive in allen Bereichen des privaten und öffentlichen Lebens. Das EBG analysiert die «Political Declaration» und bekräftigt abschliessend die Prioritäten und Ziele der Schweiz in den folgenden Punkten:
- Wirtschaftliche Autonomie der Frauen
(Lohngleichheit, Vereinbarkeit von Beruf
und Familie (Care-Arbeit)) - Politische Partizipation von Frauen
(Entscheidungsprozesse und
Friedensprozesse) - Bekämpfung jeglicher Form
geschlechtsspezifischer Gewalt
(sexuelle Gewalt, CRSV, digitale Gewalt) - Frauen, Frieden und Sicherheit (Uno-
Resolution 1325)
Ebenso danken wir dem Team des EBG, der Co-Direktorin, Stéphanie Lachat, und Sandra Lengwiler für die interessanten Treffen – insbesondere den Austausch mit Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider – die sie uns ermöglicht haben.
Ebenso sehr danken wir der Co-Direktorin, Stéphanie Lachat, und Sandra Lengwiler vom EBG für die interessanten Treffen – insbesondere den Austausch mit Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider – die sie uns ermöglicht haben.